Folgenden Text habe ich aus einer Unterhaltung zusammengestellt. Es handelt sich dabei nicht um eine Checkliste für Beziehungen, vielmehr soll zum Nachdenken angeregt werden. Der Ich-Erzähler ist im lyrischen Sinne zu verstehen.
Ich habe mal in Eckart von Hirschhausens Buch herumgeblättert, das heißt “Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?” und dort schreibt er, dass nach ungefähr zwei bis drei Jahren bei den meisten Beziehungen das Gefühl des Verliebtseins völlig verschwunden ist. Darum entscheidet sich bei den meisten genau zu diesem Zeitpunkt, ob eine Beziehung hält oder nicht. Alltag ist entstanden – man kennt sich. Entscheidend ist ab diesem Moment, ob sich eine andere Ebene der Beziehung entwickelt hat, nämlich tiefgreifende Freundschaft und Freunde – zumindest erwachsene – streiten sich relativ selten. Wenn sich so eine Form von Freundschaft entwickeln konnte, dann hat eine Beziehung langfristig betrachtet sehr gute Chancen. Einer Freundschaft wohnt allerdings auch eine gewisse Zufriedenheit inne. Man ist, zumindest größtenteils, zufrieden damit, wie die besten Freunde sind. Du solltest dich also fragen – ist dein Partner deine beste Freundin, dein bester Freund? Und wenn nicht, warum nicht? Stören euch aneinander allgemeine Dinge oder Kleinigkeiten, die veränderbar sind? Grundsätzlich ist es immer schön, an einer Beziehung gemeinsam zu arbeiten.
Weißt du noch, ich sagte dir doch, dass man in Beziehung ständig das eigene Spiegelbild vor Augen gehalten bekommt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn je nachdem wie der Spiegel ist – wellig, zerkratzt oder nagelneu – verändert sich auch das Spiegelbild. Jeder Mensch ist in der Lage sich durch einen anderen Menschen zu ändern, ohne Mühe dabei zu haben. Manchmal ist es unfassbar, was ein anderer Mensch für Seiten an einem herauskehren kann.
Natürlich kennt ihr euch einander sehr gut – ihr habt im besten Fall drei Jahre intensiv miteinander verbracht. Das zählt nicht als Argument für eine Freundschaft. Es gibt Menschen, die kenne ich sehr gut, weil wir zeitweise viel Zeit miteinander verbracht haben. Als das Leben sich in eine andere Richtung entwickelte, spürte ich, dass uns nichts tiefgreifendes miteinander verband. Gutes Kennen ist also kein Argument für gute Freundschaft.
Freundschaft bedeutet für mich vieles. Zum einen, dass ich keine Zeit mit meinen Freunden verbringen muss, um mich ihnen unglaublich verbunden zu fühlen. Das man sich gemeinsam weiterentwickeln kann, ohne sich dabei gegenseitig auf die Füße zu treten. Dass ich mich uneingeschränkt auf sie verlassen kann, wenn es mal wirklich wichtig ist. Dass ich keine Angst davor haben brauche, ihre Zuneigung zu verlieren. Und natürlich herzbrechende Ehrlichkeit. Freunde haben die Pflicht schmerzliche Wahrheiten auszusprechen. Mein Partner und bester Freund bringt mich immer noch viel zum Lachen, und Lachen ist übrigens auch ein Indiz für den Beziehungsstatus. Freunde sind für mich Menschen, die mir das Gefühl geben, gern in meiner Gesellschaft zu sein, ohne dass ich mir dafür Mühe geben muss und für die ich das selbe empfinde.
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