Am 15. März tagte der SBR Neustadt erneut unter Corona-Bedingungen. Diesmal wurde zum ersten Mal eine Sequenz – der Tagesordnungspunkt zur Sozialen Ecke – live gestreamt. Unser Bezirksrat Jan konnte diesmal nicht dabei sein, dafür berichtet Anne euch von der Sitzung. Die große Überraschung zuerst: Holger Zastrow himself war tatsächlich physisch anwesend im SBR!
Es wurde von Seiten des Bezirksamtes, des kriminalpräventiven Rates und des Ordnungsamtes die Strategie für das Soziale Eck (Rothenburger/Görlitzer/Louisenstraße) vorgestellt und live gestreamt.
Letztes Jahr wurde bereits mit Gewerbetreibenden und Anwohnenden über Probleme und Lösungen diskutiert, außerdem wurde das Aufkommen von Polizei- und Ordnungsamt über den letzten Sommer erhöht. Neben Vernetzungsarbeiten mit Akteur·innen klingt dies wie die einzige ernsthafte „Lösung“, die dabei versucht wurde. Dafür sprechen auch die eingeladenen Präsenatoren: Herr Fischer, Leiter des Polizeireviers Nord, berichtete über die häufigen Einsätze und hohe Zahl der Identitätsfeststellungen. Als Ziel wird jedoch formuliert, dass langfristig die Polizei dort abgebaut werden soll. Herr Dr. Schulz vom gemeindlichen Vollzugsdienst spricht über auch weiterhin vermehrte Präsenz in Kooperation mit der Polizei als Lösung. Der kriminalpräventive Rat unterstützt diese durch Strategieanalysen und Evaluationen von Maßnahmen (die, Zitat, „jetzt nicht direkt wissenschaftlich sind“).
Das Stadtbezirksamt stellt die PowerPoint dazu online zur Verfügung.
Zu den Alkoholverbots-Ideen meldete sich Dr. Schulz erneut. Für eine Verbotszone müsste zuerst nachgewiesen sein, dass das Straftatenaufkommen an einem Ort deutlich höher ist als im Rest der Stadt. Zum jetzigen Zeitpunkt reichen die Beobachtungen und Daten rein rechtlich nicht aus, um eine Alkoholverbotszone zu verhängen.
Frau Wieland (Die Linke) fragt unter anderem nach, welche Maßnahmen neben einer Alkoholverbotszone noch verfolgt werden. Die Antwort: Gerade werde geprüft, ob soziale Arbeit und Drogenprävention etwas bringen könnte. Angemerkt wurde, dass diese Sachen lange Vorlauf und Planung und klugen Mitteleinsatz benötigen. Weitere Ideen sind eine Sperrstunde, in der kein Alkohol verkauft werden darf. Angesprochen auf Verdrängungseffekte dieser Maßnahmen, merkt Herr Barth an, dass an diesen Stellen natürlich aufgepasst werden muss. Gespräche mit Gewerbetreibenden seien eine Lösung, damit „Ventile woanders geschafft werden“. Heißt: Die Menschen sollen sich auf die Bars verteilen. Wegen Corona sind diese Pläne logischerweise noch nicht möglich. Dr. Demuth (SPD) fragt nach, was für Ambitionen es gäbe, alternative kulturelle Angebote und Aufenthaltsorte zu entwickeln und stadtplanerisch tätig zu werden. Darauf erhält er eine „könnte man mal überlegen“-Antwort. Felix Wöhler (SPD) fragt an, inwieweit die Parkplätze vor den Gastronomiebetrieben für die Außengastronomie genutzt werden könnten. Dazu hatten wir bereits im April 2020 einen Antrag gestellt. Laut Herrn Barth ließe dies die Sondernutzungsordnung nicht zu.
Klemens Schneider (Grüne) merkt nochmal an, dass aufgrund der Corona-Pandemie sowieso keine belastbaren Ergebnisse der bisherigen Maßnahmen bewertbar sind. Er merkt an, dass er nicht versteht, dass noch mehr repressive Maßnahmen im Gespräch sind, weil deren Wirken überhaupt nicht überprüfbar ist. Er wirbt ebenso wie Dr. Demuth für Flächen und Orte, an denen Menschen zusammenkommen können.
Wir sind besonders gespannt auf die Kommunikationsteams: Von Anfang an haben wir uns für mehr Präventions- und soziale Arbeit eingesetzt statt Polizeipräsenz zu erhöhen.
Es wurde festgestellt, dass die Kampagne „Geistreich für die Neustadt“ noch nicht so bekannt ist wie erhofft. Frau Wieland (Die Linke) fragt, ob bereits in sozialen Netzwerken dafür geworben wird. Antwort: Auf Facebook wurde begonnen, für Instagram reichen die Kompetenzen im Umgang noch nicht aus. Ich selbst frage mich tatsächlich, wie zielgruppenfokussiert diese Kampagne ist, während Dr. Demuth Vorschläge macht und der Abteilung wohl noch etwas beibringen könnte. Herr Barth ruft dazu auf, dass gerne Vorschläge angenommen werden.
Max Aschenbach (Stadtrat Die Partei) rügt die Kampagne dafür, dass sie nicht zur Zielgruppe passt, wenig hilfreich ist und wahrscheinlich eher für „3-13-Jährige gemacht ist“. Den Geldern für die Kampagne stimmen alle Stadtbezirksbeiräte zu, nur Lotte Brock (Die Partei) stimmt dagegen.
Der AZ Conni e.V. benötigt für die KiKlA-Stube knapp 13.000 €. Damit sollen verschiedene Bedarfe von finanziell benachteiligten Familien finanziert werden, wie Materialien für das alltägliche Leben und verschiedene Beratungsangebote. Ergebnis: 16 Ja-Stimmen, Herr Thiele (CDU) enthält sich, Frau Wilke (AfD) stimmt gegen die Fördersumme, jedoch ohne ein Statement abzugeben. Die AfD ist eben unsozial.
Für die Phase der Sanierung vor der Scheune soll mit 20.000 € ein Container-Interim gefördert werden, um das Angebot vor Ort auch während der Bauarbeiten beizubehalten. Diese sollen knapp 2 Jahre andauern. Außer der AfD stimmen alle dafür.
Klemens Schneider (Grüne) kritisiert die Menge an Parkplätzen in Dresden, der geplante Großparkplatz am ehemaligen DREWAG-Gebäude sollte deshalb besser zu grünen Flächen werden. Er wirbt mit einem Antrag dafür, dass der DREWAG der Verkauf der Fläche an die Stadt vorgeschlagen werden soll oder zumindest eine ambitionertere Planung umgesetzt werde. Lediglich Parkplätze daraus zu machen ist schlichtweg mit Blick auf die Flächenversiegelung nicht tragbar. Der Antrag, die Fläche der DREWAG zu erwerben, wird vom Stadtbezirksbeirat mehrheitlich angenommen.
Der interfraktionelle Antrag von Grünen und SPD fordert, dass der Albertpark aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen werden soll. Vielmehr soll dort ein Erholungs- und Freizeitgebiet entstehen, das zugleich einen Waldspielplatz mit geeigneten Angeboten der Waldpädagogik verbinden soll. Kurz gehalten: Es gibt erwartbaren Einspruch mit erwartbaren Argumenten von FDP und AfD. Der Antrag wird von allen außer Zatrow (FDP), Wilke (AfD) und Thiele (CDU) angenommen.
Der Antrag der Grünen im Stadtrat fordert einen einheitlichen Umgang mit Förderanträgen in den Stadtbezirksbeiräten. Die Öffentlichkeitsarbeit für die Möglichkeit des Förderns soll ausgebaut, ebenso wie Personal im Bezirksamt aufgestockt werden. Auch soll zweimal im Jahr eine Schulung für potentielle Antragsstellende angeboten werden.
Bis zum nächsten Bericht,
Anne Herpertz
Neustadtpiratenbüroleiterin
Jan Kossick
Bezirksrat für die Neustadt
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