Liebe & Anarchie
Jan Kosyk
deu eng

Last GenSek Standing

Tätigkeitsbericht als 2. Generalsekretär der Piratenpartei Deutschland im BuVo 16

Am 11. Juni 2022 wurde der 16. Bundesvorstand der Piratenpartei Deutschland gewählt. Völlig neu auf dem Terrain suchte ich bereits vor der Wahl erste Kontakte zu den Menschen, mit den ich in den nächsten Monaten viel zu tun haben werde und ließ mir erklären, wie zum Beispiel die BundesIT funktioniert.

Ich stellte mich zur Wahl als einer der Anarchoträumelis aus Sachsen und machte deutlich, dass ich als Antifaschist antrete. Außerdem verstehe ich den BuVo as a Service, wie wir es mit Utopie25 schon Monate vorher herausgearbeitet hatten; als Service für die Untergliederungen und die Mitglieder, nicht als Beschäftigung zum Selbstzweck. Sei es drum, es hat nichts genutzt und ich wurde trotzdem zum 2. Generalsekretär gewählt.

Die Aufwärmphase

In der Aufgabenverteilung fielen mir hauptsächlich neben der BundesIT die Kommunalmandate und die Schuld zu.

So versuchte ich in den ersten Monaten die Kommunalmandate zu vernetzen. Meine Ideen waren ein Treffen zu etablieren, das Antragsportal wieder in Gang zu bringen um Kommunalanträge in andere Kommunen übernehmen zu können und eine Mailingliste zu etablieren.
Die Planungen zum Treffen gediehen sehr weit. Patrick bot uns an, dass im EU-Parlament durchzuführen. Allerdings stellte sich die Kommunikation zu den Mandatstragenden als eher schwierig heraus, da es lediglich einen Wiki-Artikel gab. Ich trug die Mail-Adressen dann händisch zusammen und schrieb die Menschen einzeln an. Meiner Bitte um eine Mailingliste wurde leider aus der BundesIT nicht entsprochen. Eine Reaktivierung des Antragsportals erfolgte ebenso nicht.

Womit wir beim zweiten großen Aufgabenbereich sind: Der BundesIT. Von Anfang an war das Verhältnis schwierig. Einen direkten Anlass dafür gab es nicht – bei den Treffen war einfach spürbar, dass die BundesIT eine Antipathie gegen den BuVo hat. Ich habe mir später sagen lassen, dass das nicht nur bei diesem BuVo so war.
Ich versuchte deshalb das Verhältnis mit gemeinsamen Gesprächen zu verbessern; der Erfolg stellte sich nicht ein.
Außerdem versuchte ich ein paar Beschlüsse des alten BuVos umzusetzen, wie die Abschaltung der Aixit-Server und der Kubernetes-Hardware.

Die Stunde der Wahrheit

Als es dann um den Jahreswechsel einige Rücktritte und Niederlegungen gab, schlug die Stunde der Wahrheit. Das Generalsekretariat übernahm kommissarisch die BundesIT – die Übergabe der verschiedenen Zugänge erfolgte problemlos –, gleichzeitig mussten Aufgaben des 1. Generalsekretärs im BuVo verteilt werden. So erhiehlt ich die zweifelhafte Ehre die Mitgliederverwaltung übernehmen zu dürfen.

Alles nicht so Grün

Wie sich herausstellte, war die Kommunikation mit dem Dienstleister bereits seit August eingestellt worden. Dieser hatte seine Ressourcen inzwischen anderweitig vergeben, eine weitere Bearbeitung unseres Auftrags war erst ab April möglich.

Kurzerhand schuf ich mit Lothar, Volker und Holger zusammen eine Not-Mitgliederverwaltung, die auf den Daten im Sage basiert und Mitgliedsdaten über Redmine-Anfragen herausgibt. Das ist zwar umständlich, ermöglichte es aber der SG Mitglieder binnen weniger Monate den zweijährigen Ticket-Stau in der Mitgliederverwaltung aufzulösen. Großen Dank dafür an die SG Mitglieder!

Für das erste Wiedersehen mit Grün sammelte ich eine Gruppe aus BundesIT, SG Mitglieder, Beitragskonto und Schatzmeister um mich. Es wurde deutlich, dass Grün Spezifikationen fehlten. Somit erweiterten wir das Lastenheft und gingen die Umsetzung an. Durch Urlaub und Krankheit auf beiden Seiten zog sich die Fertigstellung in die Länge. So konnte die Mitgliederverwaltung leider nicht – ich hätte mich so gefreut – bis zum BPT eingeführt werden. Wir sind jedoch ein ganzes Stück weiter und eine Beta-Phase mit Einbindung der Landes-GenSeks in den nächsten Wochen ist möglich – so denn der neue BuVo dran bleibt.

aixit: 1.500 EUR pro Monat für warme Luft

Bei Aixit hatten wir vor mehr als einem Jahrzehnt eigene Technik ins Rechenzentrum gebaut, um unabhängig Server betreiben zu können. Der Gedanke entspricht der Piratenpartei, können wir doch so beispielsweise Whistleblowern unsere Dienste anbieten. Allerdings war das System längst überdimensioniert und fiel regelmäßig aus. Mangels Dokumentation hing die Ausfallsicherheit von Einzelpersonen ab. Und es war sehr teuer. Deshalb beschloss schon der BuVo 15 die Kündigung. Ich sicherte kurzerhand die notwendigen Daten und gab die Abschaltung in Auftrag. Da danach kein Aufschrei kam, ließ ich die Hardware ausbauen, so dass ab April keine 1.500 EUR mehr anfielen. BastianBB war so freundlich die Hardware im Rechenzentrum kostenfrei abzuholen und zur Analyse und Sicherung mitzunehmen. Danke dafür!

Kubernetes: 375 EUR für warme Luft

Kubernetes ist ein tolles Tool, mit dem sich Serverfarmen und -dienste verwalten lassen. So richtig produktiv eingesetzt wurde es bei uns jedoch nicht, oder anders gesagt: Die kritischen Systeme wurden dann doch lieber bei Hetzner als Cloud Server geparkt. Also folgte ich auch hier einem Beschluss des BuVo 15 und ließ die Server sichern, abschalten und kündigte den Vertrag.

Kritische Systeme: Redmine oder E-Mail?

Die Basis der Kommunikation in der Piratenpartei ist E-Mail und als Verlängerung das Redmine. Folgerichtig betreibt die BundesIT einen Mailserver und ein Redmine. Allerdings ist beides in die Jahre gekommen und kam deshalb auf meine Agenda.

Da das alte Mailsystem nicht standardkonform aufgesetzt wurde und es keine Dokumentation gab, war es mir selbst zu heiß, die hunderte Postfächer umzuziehen. Ich holte Angebote ein und legte das einzig brauchbare dem BuVo vor. Dieser entschied positiv und deshalb haben wir nun nicht nur einen gut wartbaren, updatefähigen Mailserver mit Groupware-Funktionen in der Hand. Sondern im Notfall auch eine Firma, die um Hilfe gebeten werden kann.

Und das Redmine? Hat es leider nur in die nächste Kategorie geschafft.

Was ist nicht passiert?

Elf Monate Restrukturierung klingt viel. Ist es jedoch nicht, wenn die Arbeit nebenbei im Ehrenamt gemacht wird. So standen noch folgende Systeme auf der Liste, die jedoch nicht mehr dran gekommen sind:

  • Das Redmine ist eine riesige Baustelle. Eigentlich hätte es parallel zum Mailserver erneuert werden müssen, jedoch fehlte dafür die Zeit. Außerdem haben inzwischen mehrere Landesverbände wie NRW und BaWü ihr eigenes System, so dass nur noch wenige Landesverbände und der Bundesverband Redmine nutzen. Ich empfehle dem BuVo 17, dieses Projekt als erstes mit anzugehen.
  • Unser Wald aus Domains und Subdomains ist etwas kleiner geworden. Ich war weit genug gekommen, die Domains rauszusuchen, zu schauen welche überflüssig sind und ein paar an Landesverbände abzugeben. Da die Domainkosten jedoch vergleichsweise gering sind, hatte das keine Priorität.
  • Die Grenda-Nextcloud bei 1&1 war lange Zeit kaputt, was sich erst lösen ließ, als die Bundesgeschäftsstelle den Zugang bei 1&1 für mich freigeschaltet hatte. Danke Gabriele! Allerdings nutzt kaum jemand diese Cloud. Der einzige Grund, warum sie noch nicht abgeschaltet ist, ist die ausstehende Sichtung und Sicherung der enthaltenen Daten.
  • Die Vernetzung der Kommunalmandate blieb auf der Strecke.

Was noch?

Als einzig aktiver GenSek fielen mir dieses Jahr auch die GenSek-Runden zu, die ich bis zu den Sommerferien trotz Zeitverschiebung von +7 Stunden alle zwei Wochen durchführte, ebenso die IT-Sprechstunde und die IT-Arbeitssitzungen. Hinzu kam die Betreuung der SG Mitglieder – die wunderbar allein arbeitet und eine mega Entlastung ist! Und unzählige Redmine-Tickets, E-Mails, Finanzpläne, IT-Dinge und Kleinkram, der in der Verwaltung anfällt.

Danken möchte ich Daniel und dem Wiki-Team, Nico, Jan, Niklas und DLQ für die Betreuung der IT-Dienste in diesem Jahr. Und ich danke dem BuVo 16, der vieles möglich gemacht hat, was ich mir als Anarchoträumeli vorgestellt habe. Möge dies der BuVo 17 weise fortführen. Alerta!

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