Vor kurzem hat ja in der Dresdner Neustadt die Vegane Fleischerei geöffnet. Von Anfang an steht diese nun unter Beschuss von Besorgten Bürgern und Ämtern, weil veganes Fleisch gibt’s ja nicht. Ach, tatsächlich?
A Du, Jan
B Ja, Jan?
A Du kennst doch die Vegane Fleischerei in Dresden?
B Jupp.
A Um die gibt’s ja seit Eröffnung jede Menge Beef…
B Beef?
A Ja, weil die heißt ja Fleischerei, obwohl da gar kein Fleisch verkauft wird.
B Ja und?
A Na, das verwirrt halt die Leute so sehr, dass die dann drin stehen und Sülze kaufen und sich zu Hause dann wundern, dass die so anders schmeckt. Und dann schreiben die Drohmails und fühlen sich gut, weil sie diesem Unheil die Stirn geboten haben.
B Ja, voll mutig so anonym aus der Ferne einen Hasstext zu schicken. Als ob’s nicht reichen würde, da einfach nicht mehr hinzugehen. Der Laden braucht solche Vollpfosten nicht, die Menschen stehen da immer Schlange.
A Aber du musst die doch auch mal verstehen. Zum Beispiel gibt’s da ja das Gerichtsurteil, das Milch nur Milch heißen darf, wenn sie vom Tier kommt. Sonst sind die Leute wieder verwirrt.
B Achso, du meinst sie glauben, dass Mandelmilch quasi Kuhmilch mit Mandelgeschmack ist. Bloß gut, dass die Scheuermilch nicht bei den Milchprodukten steht…
A Jetzt wirst du wieder polemisch.
B Und was ist mit Kokosmilch? Heißt die jetzt auch Kokosdrink?
A Erzähl doch keinen Quatsch. Oft steht ja auch die Frage im Raum, wieso Pflanzen so zubereitet werden, dass sie wie Wurst aussehen – man kann die doch auch unverarbeitet essen.
B Ich verstehe dich also richtig, dass Carnivore ihre Grundnahrungsmittel bis zur Bärchenwurst verarbeiten dürfen, Vegetarier aber ihr Gemüse roh knabbern sollen.
A Na ne, mir gehts eigentlich nur darum, dass es eindeutig bleibt. So hat ja das Lebensmittelamt auch gesagt, dass die Sülze nicht Sülze heißen darf, weil da ja kein Fleisch drin ist. Wo ich wieder beim Anfang wäre: Vegane Fleischerei ist einfach irreführend.
B Weil Pflanzen kein Fleisch sind.
A Genau.
B Wie heißt bei einer Frucht der Teil zwischen Schale und Kern?
A Äh, Fruchtfleisch?
B Genau.
Das “Deutschlandticket” kommt bald, obwohl auf den SocialMedia-Fluren schon gewispert wird: “Kommt das 49-Euro-Ticket wohl noch vor seiner ersten Preiserhöhung?” Dass 49 € zuviel sind und mit den ganzen Einschränkungen eben keine klimafreundliche Mobilität für alle geschaffen wird, darüber sind sich Sozialverbände, Verbraucher·innenschutz, einige Parteien und viele Menschen einig. Wir brauchen zügig einen umlagefinanzierten ÖPNV, gern mit einem bedingungsfreien 9-Euro-Ticket als Übergangslösung.
Eine andere Seite dises Komplexes ist die absurde Tatsache, dass Fahren ohne Ticket eine Straftat ist. Kein anderes einfaches Delikt im Straßenverkehr wird so hart geahndet: Weder Falschparken, noch Geschwindigkeitsübertretungen, noch Fahren unter Alkohol – bei all diesen Delikten handelt es sich um Ordnungswidrigkeiten. Seinen Ursprung hat diese Absurdität in Nazi-Deutschland, als das “Erschleichten von Dienstleistungen” im Strafgesetzbuch verankert wurde. In meinem Song Schwarzparken erkläre ich anschaulich diese Gegensätze und die Auflösung selbiger.
Aktuell gibt es in der Dresdner Neustadt einen Fall, der zeigt, dass dieses Strafgesetz vor allem mittellose Menschen trifft. Der Straßenkünstler Harald sitzt im Knast, da er die über 800 € Geldstrafe nicht bezahlen kann. Solidarische Menschen haben sich deshalb zusammengetan und sammeln Geld, um die Strafe zu bezahlen und Harald zu befreien. Das Spendenkonto sowie den Termin für eine Soliveranstaltung findet ihr auf den Seiten des Malobeo.